In den vergangenen 20 Jahren wurden verschiedenste mikrochirurgische Techniken im Kiefergelenk entwickelt. Sie ermöglichen es, präzise Eingriffe an den Weich- und Hartgeweben des Kiefergelenks vorzunehmen. Bei der arthroskopischen Kiefergelenkchirurgie kommen ähnliche Instrumente zum Einsatz wie im Kniegelenk oder im Schultergelenk – nur eben viel kleiner. Diese Mikroinstrumente werden über einen zweiten Zugang, den so genannten Arbeitskanal im Gelenkraum positioniert. Unter der starken Vergrößerung des Arthroskops können dann Operationen wie in den großen Gelenken des Körpers vorgenommen werden.
Mit mechanischen Handinstrumenten werden Verwachsungen durchtrennt sowie geschädigter Knorpel und Knochen neu konturiert.
Mechanische Handinstrumente für die arthroskopische Kiefergelenkchirurgie: Häkchenskalpell und Mikroschere |
Mit dem elektrisch betriebenen Shaver wird Knochen an Stellen oberflächlich angefräst, an denen der Gelenkknorpel in arthrotischen Kiefergelenken gänzlich fehlt – neues Weichgewebe kann an der Oberfläche entstehen und sich im Laufe der Zeit wieder in Faserknorpel umwandeln („Micro-fracturing“).
Oberflächliches Anfräsen von Knochenflächen ohne Knorpelüberzug mit dem elektromechanischen Shaver |
Mit der monopolaren Diathermiesonde oder dem Holmium:YAG-Laser kann Weichgewebe ohne Blutung durchtrennt oder koaguliert werden.
Blutungsfreies Schneiden von Weichgewebe mit der Diathermiesonde und oberflächliche Koagulation der Synovialmembran mit der Lasersonde |
Alle diese arthroskopisch- chirurgischen Techniken kommen bei folgenden Funktionsstörungen des Kiefergelenks zum Einsatz:
• Diskusverlagerung mit und ohne Reposition
• Arthrose des Kiefergelenks
• Habituelle oder rezidivierende Kiefergelenkluxation
• Funktionsstörungen nach Brüchen (Frakturen) im Kiefergelenkbereich
Wie bereits vorher erwähnt wurde, liegt der entscheidende Vorteil der arthroskopischen gegenüber der offenen Kiefergelenkchirurgie darin, dass weder an der Gesichtshaut noch in den darunter liegenden Gewebsschichten sichtbare Narben entstehen. Die Wahrscheinlichkeit von Schädigungen des motorischen Gesichtsnervs ist wesentlich geringer ist als bei der Kiefergelenkchirurgie über einen Hautschnitt. Der Patient kann bereits am Tag nach der Operation das Krankenhaus verlassen und ist sofort voll einsatzfähig.