Univ.-Prof. Dr. Dr. Gerhard Undt
Spezialist für Kiefergelenkerkrankungen, CMD und Gesichtsschmerz in Wien

  • 01diskusverlagerung.jpg

Diskusverlagerung im Kiefergelenk

Meist geht mit den Schmerzen im Kiefergelenk auch eine Verlagerung des Discus articularis (früher auch als Diskusluxation bezeichnet) einher. In einem normalen Kiefergelenk liegt der Diskus bei geschlossenem Mund auf dem Gelenkkopf des Unterkiefers.

Normale Diskusposition

In der Magnetresonanztomographie kommt die Position der Knorpelscheibe bei geschlossenem und geöffnetem Mund gut zur Darstellung. Die folgenden Acrylmodelle des Kiefergelenks, die anhand von MRT-Daten hergestellt wurden, zeigen die knöchernen Strukturen in weiß, der Diskus ist in rot dargestellt. 

Modelle eines normalen Kiefergelenks

Normale Anatomie des Kiefergelenks: Der Discus articularis ist bei geschlossenem Mund in regulärer Position und bewegt sich beim Öffnen des Mundes ungehindert mit dem Gelenkkopf nach vorne

 

Diskusverlagerung mit Reposition

Verrutscht die Knorpelscheibe aus ihrer normalen Position nach vorne, dann sprechen wir von einer Diskusverlagerung. Der Discus articularis liegt zunächst nur bei geschlossenem Mund vor den Unterkieferköpfchen, bei weiter fortschreitender Mundöffnung rutscht der Diskus wieder auf das Kieferköpfchen. Die Symptome der Diskusverlagerung mit Reposition: ein mehr oder weniger lautes Kiefergelenkknacken, aber oft auch kurzzeitige Kiefergelenkblockaden ("das Kiefergelenk bleibt kurz hängen").

Kiefergelenkmodelle DVmR

Diskusverlagerung mit Reposition. Der Discus articularis ist bei geschlossenem Mund nach vorne verschoben und reponiert bei Vorwärtsbewegung des Gelenkköpfchens

 

Diskusverlagerung ohne Reposition

Manchmal knackt es Monate oder sogar Jahre lang im Kiefergelenk, bevor es plötzlich zu einer Blockade im Kiefergelenk kommt: Der Diskus rutscht dann eines Tages beim Öffnen nicht mehr auf das Unterkieferköpfchen. Die Mundöffnung ist schmerzhaft eingeschränkt; auch das Kauen kann Kiefergelenkschmerzen große Schwierigkeiten bereiten. Man spricht dann von einer Mundöffnungsblockade oder Kieferklemme. Während einer solchen Blockade ist kein Kiefergelenksknacken mehr auslösbar. Diese Blockaden können sehr kurz – für Sekundenbruchteile – oder länger, für Minuten oder Stunden andauern. 

Kiefergelenkmodell DVoR

Diskusverlagerung ohne Reposition. Der Discus articularis ist bei geschlossenem Mund nach vorne verschoben und blockiert die Vorwärtsbewegung des Gelenkköpfchens

   

Entstehung von Adhäsionen

Dauert die Kieferblockade länger an, sollte unverzüglich ein Kiefergelenkspezialist aufgesucht werden. Besteht diese Kiefergelenkblockade nämlich für mehrere Tage, ist es auch für den Spezialisten nur mehr sehr schwer möglich, den Diskus wieder zu mobilisieren. Je länger die Diskusverlagerung ohne Reposition ohne entsprechende Behandlung bestehen bleibt, desto größer ist die Gefahr, dass Verwachsungen (Adhäsionen) im Kiefergelenk entstehen und die Mundöffnung eingeschränkt bleibt. Diese Adhäsionen können aber - auch wenn sie über Monate und Jahre bestanden haben - mit Hilfe einer kleinen arthroskopischen Operation gelöst werden. 

Adhäsion im Kiefergelenk

Breite, entzündliche Adhäsion bei Diskusverlagerung ohne Reposition und deren arthroskopisch-chirurgische Durchtrennung mit der Mikroschere