Gesichtsschmerz
Schmerzen im Gesicht können von den verschiedensten Strukturen ausgehen: Sensible Nervenendigungen aus der Gesichts- und Nackenmuskulatur, dem Kiefergelenk, dem Mittelohr, den Zähnen und aus den Schleimhäuten der Nasennebenhöhlen übertragen Schmerzreize in ein kleines Areal im Hirnstamm. In diesem spinalen Kern des Nervus trigeminus liegen die Schaltzentren der einzelnen anatomischen Strukturen eng beieinander. Deshalb können sie sich gegenseitig beeinflussen und aktivieren. Schmerzen, die wir im Kiefergelenk empfinden, werden also manchmal von anderen Strukturen, z.B. von der Kaumuskulatur oder vom Mittelohr, aber auch von der Ohrspeicheldrüse in die Gegend des Kiefergelenks projiziert. Umgekehrt können Kiefergelenkschmerzen in die Muskulatur und in den Ohrenbereich projiziert werden. Sie werden dann vom Patienten als Kaumuskelschmerzen oder als Ohrenschmerzen empfunden. Die Ursachen des Gesichtsschmerzes sind meist multifaktoriell und die Symptome wie beschrieben mannigfaltig.
Davon unabhängig besteht auch die Möglichkeit, dass die Schmerzen überhaupt nicht in einer bestimmten Struktur entstehen, sondern der Nerv, welcher die Schmerzinformation zum Gehirn leitet, entzündet ist. Wir sprechen dann von einer Neuritis bzw. einer Neuralgie (Trigeminusneuralgie).
Wenn der Spezialist keine anatomischen Veränderungen findet, keine Neuritis oder Neuralgie vorliegt und trotzdem chronische, meist einseitige Schmerzen im Gesichtsbereich bestehen, lautet die Diagnose oft "atypischer Gesichtsschmerz" oder "atypische Trigeminusneuralgie". Es handelt sich hierbei lediglich um eine Ausschlussdiagnose, wenn keine andere Ursache für den Schmerz zu finden ist.
Die Diagnose und Behandlung von Gesichtsschmerzen ist somit dem Spezialisten vorbehalten, der eng mit Fachleuten und Therapeuten anderer Disziplinen zusammenarbeitet.